Wie unsere Muskeln Krankheiten abwehren und uns gesund halten
Dass Bewegung und Sport gut für uns sind, ist seit Jahrzehnten bekannt. Warum das so ist und gegen welche Erkrankungen Sport hilft, war lange unklar. Licht ins Dunkel hat die dänische Wissenschaftlerin Bente Pedersen gebracht, als sie 2007 die so genannten Myokine entdeckte. Myokine sind eine Art Hormone, die von unseren Muskeln gebildet und ausgeschüttet werden. Wahrscheinlich gibt es ein paar hundert davon. Noch nicht alle sind bekannt. Bekannt ist aber, welche dramatisch positiven Wirkungen sie für uns haben. Und, verschiedene Myokine haben unterschiedliche Wirkungen. Einige bremsen Entzündungen und gehen damit an die Wurzel der Entstehung von chronischen Krankheiten, andere attackieren Tumorzellen und wieder andere sorgen für eine bessere Denkleistung. Sie sehen: Myokine sind eine Waffe unseres Körpers gegen praktisch alles, was Sie nicht haben möchten: Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Rheuma, Demenz und beschleunigtes Altern.
Problem: Sie müssen Ihren Muskeln auch die Gelegenheit geben, diese Myokine zu bilden. Wie Sie das machen, erklärt schon das Wort: „Myo“ steht für Muskel und „kin“ für Bewegung. Sie müssen Ihre Muskeln also bewegen. Spazieren gehen und Fahrrad fahren sind schon gut und lassen die Myokinbildung in Schwung kommen. Wenn Sie aber die ganze Kraft der Myokine nutzen wollen, müssen Sie mehr tun. Das ist wie bei einem mit Wasser getränkten Handtuch, aus dem Sie das Wasser wieder raus haben möchten. Wenn Sie das Handtuch ein wenig schütteln und schleudern, bekommen Sie schon etwas Wasser heraus. Wollen Sie aber das gesamte Wasser aus einem klitschnassen Handtuch entfernen, müssen Sie es richtig auswringen. Nur wenn Sie Ihre Muskeln richtig wringen, kommt Ihr Körper in den vollen Genuss der gesunderhaltenden Wirkung der Myokine. Gefragt ist also nicht einfach nur Bewegung, sondern Sport! Richtig Sport! Zum Beispiel: Laufen, Rennrad fahren, Tennis spielen oder Krafttraining. Apropos Krafttraining: Je mehr Muskeln Sie haben, desto mehr Myokine kann Ihr System bekommen. Es ist also auch attraktiv, nicht einfach nur zu trainieren, sondern auch Muskeln aufzubauen. Das scheint der Grund dafür zu sein, dass Krafttraining Ausdauertraining mindestens ebenbürtig ist. Optimal ist eine Kombination aus beidem. Denn verschiedene Formen der Bewegung aktivieren unterschiedliche Myokine. Wenn Sie Läufer sind oder Rennrad fahren ist es also sinnvoll, wenigstens einmal pro Woche auch Kraft zu trainieren. Umgekehrt sollten Kraftsportler zumindest hin und wieder auch laufen, Rennrad fahren oder schwimmen.
Trainieren Sie insgesamt mehrmals in der Woche. Übrigens ist Sport auch partnerschaftsfördernd. Statt nach der Arbeit auf der Couch zu lümmeln, könnten Sie mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner aktiv sein. Ich weiß: Nach einem Arbeitstag muss man dafür erst den inneren Schweinehund überwinden. Sie werden aber immer mit einem guten Gefühl nach dem Sport belohnt!