Warum Aktivität und Sport Schmerzen im Bewegungsapparat lindern
Der 48 Jahre alte Mann, der in meinem Sprechzimmer vor mir sitzt, kommt heute zum ersten Mal zu mir. Mit 86 Kilogramm Gewicht bei 178 Zentimetern Körpergröße ist er leicht übergewichtig.
Er berichtet mir von einer jahrelangen Odyssee wegen chronischer Rückenschmerzen. Eine aufwändige Diagnostik mit Blutabnahme, Röntgen der Wirbelsäule sowie CT und MRT wurde wiederholt gemacht. Raus gekommen ist dabei nie etwas. Alles in Ordnung, wurde ihm immer gesagt. Auf die Frage, was er tun könnte, wurde ihm geraten, weniger am PC zu sitzen und spazieren zu gehen. Im Übrigen sollte er sich auch immer wieder schonen und seinem Rücken nicht zu viel zumuten. Zudem sollte er Gewicht abnehmen. Das hat er getan, insgesamt etwa zwölf Kilogramm in den vergangenen Jahren. Und er konnte tatsächlich merken, dass die Last, die sein Rücken zu tragen hatte, mit jedem Kilo, das er abgenommen hat, weniger wurde. Dennoch hatte er weiter Schmerzen. Bis er irgendwann angefangen hat, nicht einfach nur regelmäßig spazieren zu gehen (und seinen Rücken zu schonen), sondern Sport zu treiben. Zunächst Krafttraining im Fitness-Studio. Schnell konnte er merken, dass die Schmerzen weniger wurden. Sein Eindruck war, dass ihm besonders Übungen geholfen haben, bei denen die Rückenmuskulatur arbeiten muss. Schließlich hat er sich Fitness-Geräte für zu Hause gekauft und zusätzlich ein Ausdauertraining dazu genommen. Ein Rennrad war immer schon sein Traum. Den hat er sich verwirklicht. Heute ist er ein regelrechter Sport-Junkie, macht zum Ausgleich und zur Dehnung seiner Muskeln auch einige Yoga-Übungen und trainiert in aller Regel vier- bis fünfmal pro Woche. Rückenschmerzen hat er kaum noch. Sein Zielgewicht sind 78 Kilogramm.
Die Ursache von Schmerzen im Bewegungsapparat liegt meist in unseren Muskeln und den sie überziehenden Faszien. Verkürzungen, Verspannungen und Verklebungen (der Faszien) sind die Auslöser. Unser Bewegungsapparat will – wie der Name schon sagt – bewegt werden. Je mehr und je intensiver, umso besser. Schonung verschlechtert die Situation! Verstärkt die Verkürzungen, die Verspannungen und die Verklebungen. Mit Muskeln verklebte Faszien können Sie sich vorstellen wie flüssigen Klebstoff, den Sie über Ihre Hand streichen. Deshalb müssen Sie Ihre Aktivität auch langsam beginnen, wenn Sie jahrelang inaktiv waren. Vergessen Sie aber die Steigerung nicht, wenn Sie merken, dass Ihre Bewegungsfähigkeit besser wird.
Im Übrigen beugt Sport auch Arthrose vor. Das hängt wesentlich mit den Gelenkknorpeln zusammen, die unsere Knochen in Gelenken überziehen. Diese Gelenkknorpel haben keine eigene Blutversorgung. Sie werden dadurch mit Nährstoffen versorgt, dass sie immer wieder zusammengepresst und gedehnt werden. Das erreichen Sie – richtig! – durch Sport.
Und, gerade wenn Sie schon etwas älter sind, vielleicht 70, 75, 80 oder 85 Jahre alt, ist es besonders wichtig, dass Sie sportlich aktiv sind. Denn Sport verlangsamt auch den Alterungsprozess!