Verklebte Faszien als mögliche Ursache von Schmerzen
Unsere Muskeln werden von einer netzartigen, dünnen, weißen Struktur überzogen. Wahrscheinlich sind Ihnen die Faszien schon mal aufgefallen, wenn Sie ein Stück rohes Fleisch gesehen haben. Sie sind das weiße, gleitfähige Gewebe daran. Jahrzehntelang hat sich niemand für sie interessiert. Ich weiß noch, dass wir als Studenten im Anatomiekurs diese Schicht auf den Muskeln einfach weg geschnitten haben. Seit einigen Jahren findet dieses Bündel, wie Faszie oder fascia ins Deutsche übersetzt heißt, jedoch zunehmend Interesse. Es ist von Nerven durchzogen und bei Bewegung gleiten seine Strukturen aneinander vorbei. Sie sind nicht durchblutet, brauchen aber viel Flüssigkeit. Sie schützen und stützen Organe und andere Strukturen unseres Körpers, und sie spielen bei der Heilung von Verletzungen eine Rolle. Sie können aber auch austrocknen, verkleben und regelrecht verfilzen. Und dann unsere Bewegungsfähigkeit einschränken und – oft chronische – Schmerzen verursachen.
Einmal mehr zeigt sich, dass eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen nötig ist, will man seinen Beschwerden und der Behandlung von Schmerzen und Einschränkungen gerecht werden. In diesem Fall geht es vor allem – aber nicht nur – um eine Therapie des gesamten Bewegungsapparates. Denn eben weil die Faszien durch den ganzen Körper ziehen, kann es sein, dass die Schmerzen an ganz anderen Stellen auftreten als die verursachenden Verklebungen. Und Achtung: In Röntgen-, CT oder MRT-Untersuchungen werden diese Verklebungen oft nicht gesehen. Auch die Behandlung sollte ganzheitlich erfolgen. Die Ursachen dieser Verklebungen sind oft jahrelange Fehlhaltungen. Und weil die Seele nie vom Körper zu trennen ist, und selbstverständlich auch unser seelischer Zustand Auswirkungen auf unsere Haltung hat, sollte eine Behandlung von Beschwerden im Bewegungsapparat die seelische Ebene zumindest mit berücksichtigen. Ansonsten treffen wir in der Therapie von Problemen unserer Faszien auf alte Bekannte: Sport! Seien Sie aktiv; auch Ihrer Faszien zuliebe. Wer zum Beispiel Rückenschmerzen hat, ohne dass sich eine eindeutige Diagnose finden lässt, profitiert nicht etwa von Schonung, sondern von sportlicher Aktivität. Hervorragend ist es, wenn Sie sich einen Sport aussuchen, bei dem verschiedene Bewegungsmuster nötig sind, sodass möglichst viele Muskelgruppen beansprucht werden. Dehnen Sie sich nach Ihrem Sport, besonders wenn Sie Läufer sind. Yoga hilft, weil es eine der ganz wenigen Sportarten ist, bei der die Muskulatur – und damit auch die Faszien – gedehnt wird. Trinken Sie mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag, möglichst Wasser oder ungesüßten Tee. Zudem scheint eine eiweißreich- basische, also pflanzliche Ernährung günstig zu sein. So pflegen Sie Ihre Faszien und sorgen für einen geschmeidigen Bewegungsablauf.
Denken Sie bei unklaren Schmerzen im Bewegungsapparat auch daran, dass die Ursache dafür verklebte und verfilzte Faszien sein können.