Mobbing – wenn Menschen sich gegenseitig fertig machen
Man muss mit Modebegriffen vorsichtig umgehen. Mobbing ist so ein Modewort. Manch einer berichtet leichtfertig, dass er gemobbt wird, wenn er von einem Kollegen mal nicht nett gegrüßt wird oder im Betrieb ein böses Wort gefallen ist. Der Begriff ist in den letzten Jahren so inflationär benutzt worden, dass er schon fast abgegriffen wirkt. In Gesprächen mit Kollegen ist mir wiederholt aufgefallen, dass der eine oder die andere mit der Stirn runzelt, sobald das Wort Mobbing fällt. Das ist schade, denn zweifellos gibt es Mobbing. Und die Betroffenen leiden darunter. Jeden Tag die Zielscheibe bewusster Angriffe durch andere in Worten oder manchmal sogar Taten zu werden, ist auf Dauer schwer zu ertragen.
Auf Wikipedia wird der Begriff so definiert: „Mobbing beschreibt das wiederholte und regelmäßige, vorwiegend seelische Schikanieren, Quälen und Verletzen eines einzelnen Menschen durch eine beliebige Art von Gruppen.“
Die Folgen sind für die Betroffenen verheerend. Stress mit all seinen Facetten wie Ausschüttung von Stresshormonen, Schlafstörungen, Bluthochdruck, schneller Puls, Schmerzen im Herzen, Magen, Kopf oder Bewegungsapparat, Traurigkeit bis hin zu schwerwiegender Depression und Angst. Auch in die Sucht kann Dauermobbing treiben.
Zu mir kommt eine Reihe von Patienten, die solche Situationen kennen, durchgemacht haben, oder noch mittendrin stecken. Manch einer erträgt das jahrelang. Täter und Opfer sind Männer wie Frauen, Erwachsene wie Jugendliche oder Kinder. Das Resultat sind tiefgehende seelische – und manchmal sogar körperliche – Wunden, für die ein Menschenleben zur Ausheilung oft nicht reicht.
Ich verstehe nicht, wie Menschen so miteinander umgehen können. Mobben Sie nicht! Lassen Sie auch kein Mobbing zu. Das mag in manch einer Situation schwierig sein, gerade wenn eine starke Gruppendynamik vorliegt. Für mich beginnt an der Stelle Zivilcourage. Es gibt immer einen Weg, sich an Mobbing nicht zu beteiligen und etwas dagegen zu unternehmen. Vielleicht sind Gespräche sinnvoll, eventuell mit anderen am Mobbing Beteiligten, von denen Sie annehmen, dass die nur mitmachen, um nicht selbst Opfer zu werden. Sowas schafft Verbündete. Auch ein Gespräch mit einem Außenstehenden kann sinnvoll sein. Eventuell ist der Hausarzt ein guter Ansprechpartner Auch wenn es nicht um Sie geht, sondern um jemand anders.
Sind Sie selbst das Opfer, dann suchen Sie sich professionelle Hilfe. In vielen Fällen hilft nur die Trennung vom Aggressor. Das schafft bei den Betroffenen dann auch noch das Gefühl, verloren zu haben. Hilfe ist in jedem Fall notwendig, selbst wenn es gelingt, sich frühzeitig aus der Umgebung und Situation zu lösen.
Sollten die Yogis recht haben, wenn sie davon ausgehen, dass in dieser Welt alles mit allem zusammenhängt, dann ist es wahrscheinlich, dass das Verursachen von Mobbing irgendwann oder in irgendeiner Form beim Verursacher wieder ankommt!