Was Sie für die Verjüngung Ihrer Blutgefäße tun können
Sichtlich besorgt sitzt der 58 Jahre alte Mann vor mir. Er ist soeben aus dem Krankenhaus entlassen worden, wo er mehrere Tage wegen Durchblutungsstörungen im Gehirn behandelt worden war. Sein Vater ist mit 72 Jahren an einem Schlaganfall verstorben und bei seinem jüngeren Bruder ist kürzlich ein Aneurysma – eine Aussackung – in einem der Hirngefäße diagnostiziert worden. Weil während seines Aufenthaltes im Krankenhaus auch eine Computertomografie des Gehirns gemacht worden ist, weiß er, dass er kein Aneurysma hat, dass seine Blutgefäße aber vorgealtert sind. Entlassen worden ist er mit einem Medikament zur Blutverdünnung. Wir besprechen, dass wir noch eine Langzeit- Blutdruckmessung machen werden, um sicher zu sein, dass sein Blutdruck auch im Alltag normal ist, und dass mit dem Ultraschall seine Halsschlagadern, die sogenannten Carotiden untersucht werden, um dort keine Verengung zu übersehen. Mit bangem Blick fragt er mich dann, was er noch tun kann, ob es vielleicht sogar die Chance gibt, dass seine Blutgefäße wieder jünger, wieder elastischer werden. Er ist erstaunt, dass ich diese Frage bejahe. Aber er wird einiges ändern müssen: An erster Stelle steht Sport treiben.
Und damit meine ich wirklich Sport, Joggen zum Beispiel (auch mit 58 kann man noch für einen Halbmarathon trainieren), Krafttraining im Fitnessstudio oder Rennrad fahren. Mehrmals die Woche. Langsam starten und die Leistungsfähigkeit dann peu à peu steigern. Regelmäßiges, forderndes Training hat die gleiche Kraft für Blutgefäße, Blutdruck und Gefäßgesundheit wie ein Medikament! Und natürlich kann mein Patient, und genauso auch Sie, liebe Leserin und lieber Leser, mit der Ernährung ganz viel für seine Blutgefäße tun. Zunächst die Dinge, die Blutgefäße schneller altern und steifer werden lassen, weitgehend eliminieren: Sonnenblumenöl (Dressings, Mayonnaise, Chips und Brotaufstriche strotzen meist regelrecht vor Sonnenblumenöl), Wurst, (besonders rotes) Fleisch und Zucker. Viele Nahrungsmittel wie Frucht- Joghurt, Pizza, Honig, Ketchup oder Saft-Schorlen enthalten Berge von Zucker. Und keine Sorge: Natürlich können Sie hin und wieder ein Stück Kuchen essen oder auch mal – möglichst hochwertige – Schokolade, das mache ich auch. Es kommt darauf an, dass Produkte mit viel Zucker Genussmittel sind und dass Sie die nur hin und wieder essen. Ausgesprochen gefäßschützende Lebensmittel sind: Olivenöl (nativ und kaltgepresst, optimal sind 30 g pro Tag, das sind knapp drei Esslöffel), Omega-3-Fette (möglichst 2000 mg täglich, bevorzugt EPA/DHA; dafür müssen keine Fische sterben, es gibt gute Algenöle), Gemüse und Obst (bitte mehrmals jeden Tag – und, variieren Sie).
Käse, Joghurt, Soja, Dinkelund Hafervollkorn machen Ihre Blutgefäße nicht explizit elastischer, sind aber okay. Achten Sie insgesamt darauf, dass Sie möglichst natürlich essen, bei vielen Produkten kann Bio eine gute Wahl sein und essen Sie nur wenig fertige Industriepampe.